Das Reifestadium der Hauptbestandsbildner bestimmt den Schnittzeitpunkt. Für Grassilagen ist dies der Beginn des Ähren-/Rispenschiebens bzw. der Knospe. Ein futterwertbestimmender Faktor ist der Rohfasergehalt. Für Grassilagen liegt das Optimum zwischen 21 und 23 %. Bei der Wahl des Erntezeitpunkts gilt: Klasse statt Masse. Das Augenmerk muss in Zeiten von trockenen Sommern und hohen Kraftfutterpreisen ganz klar weniger auf der geernteten Masse, sondern mehr auf der Wertigkeit liegen. Bei Dauergrünlandaufwüchsen sollte die Schnitthöhe nicht tiefer als 5-6 cm, bei Ackergras nicht niedriger als 7 cm liegen.
Welche Häcksellänge passt zum betriebseigenen Fütterungskonzept?
Die Häcksellänge hat einen entscheidenden Einfluss auf die Futteraufnahme der Kühe. Mit ausschlagegebend für die Häcksellänge ist der Trockensubstanzgehalt. Sehr feuchte Silagen (< 28 % TS) nicht zu kurz häckseln, da es ansonsten zu Mischproblemen im Futtermischwagen kommen kann und die Grasballen auf dem Futtertisch liegen bleiben.
Trockene Silagen (> 40 % TS) nicht zu lang häckseln, da es zu einer ungenügenden Verdichtung im Silo und somit zu Fehlgärungen kommt. Gleiches gilt für rohfaserreiche Silagen, auch hier ist eine geringere tatsächliche Häcksellänge (tHL) zu wählen.
Messeranzahl und Zustand der Messer, eingestellte tHL müssen vor der Ernte mit dem Lohnunternehmer abgesprochen werden. Häckseln „mit Standardeinstellungen“ ist bei unterschiedlichen Grasqualitäten und Fütterungskonzepten auf den Betrieben nicht sinnvoll.
Empfehlungen:
Kompakt-TMR: < 10 mm tHL
Fütterungskonzept mit Shredlage: ca. 12 mm tHL
konventionelle Fütterungssysteme: 20 – 40 mm tHL (je nach Vegetationsstadium und TS-Gehalt)
Die Häcksellänge lässt sich gut mithilfe der Schüttelbox überprüfen. Sprechen Sie uns gerne an, wenn eine Überprüfung während der Grasernte gewünscht ist!
Feldliegezeiten
Anzustreben ist eine 24-Stunden-Silage. Vormittags mähen und am nächsten Morgen einfahren. Wetterprognosen und Wind bedingen unterschiedliche Liegezeiten und Ablagen.
Wird das Gras breit abgelegt, sinkt der TS-Gehalt deutlich schneller. Hier muss dann unter Umständen die Schlagkraft in der Ernte erhöht werden, um das Gras schnellstmöglich einzufahren. Um eine ungleichmäßige Abtrocknung und damit Feuchtenester zu verhindern, muss das breit verteilte Gras vor allem beim ersten und zweiten Schnitt in der Regel nochmal gewendet werden. Bei sonnigem, leicht windigem Wetter kann durch vorzeitiges Schwaden der TS-Gehalt länger stabil gehalten und der Anwelkprozess somit abgebremst werden. Die Gefahr zu trockenes Erntegut einzufahren sinkt.
Bei ungünstigeren Witterungsbedingungen kann die Anwelkzeit optimal ausgenutzt werden, wenn erst kurz vor der Futterbergung geschwadet wird.
Verdichtung
Nach wie vor sind zu viele Grassilagen zu schlecht verdichtet. Grundsätzlich gilt, dass der Festfahrer das Tempo der Silierkette angibt. Von Beginn an Walzen, da ansonsten kaum Tiefenwirkung erzielt werden kann. Eine schlecht verdichtete Silage muss im Nachhinein teuer bezahlt werden!
Das Walzgewicht sollte ⅓ bis ¼ der stündlichen Ernteleistung darstellen.
Hier gilt es dringend zu handeln und Absprachen / Zielvereinbarungen mit dem Lohnunternehmer zu tätigen.
Einsatz von Siliermitteln
Bei recht trockenen oder nassen späten Schnitten, sowie Schnitten mit geringen Zuckergehalten oder starkem Schadbakterienbesatz (Listerien, Clostridien) kann ein strategischer Einsatz von Siliermitteln sinnvoll sein, um Futterwert und hygienische Qualität zu erhalten. Durch den Einsatz von Siliermitteln kann der Gärverlauf gesteuert werden (Gärsäuremuster) und die aerobe Stabilität insbesondere von stark angewelktem Gras verbessert werden.
Nacherwärmung und Schimmelbildung sind das Hauptproblem bei trockner und rohfaserreicher Silage. Das Risiko für Fehlgärungen / Buttersäuregärungen steigt bei nassen und schmutzigen Silagen.
Bei der Wahl des Siliermittels ist es ratsam, auf das DLG-Gütezeichen zu achten. Diese geprüften Produkte geben die Sicherheit, dass bei fachgerechter Anwendung die Gärqualität mit hoher Wahrscheinlichkeit verbessert werden kann. Für eine erfolgreiche Anwendung sind eine sorgfältige Verteilung sowie das Einhalten der empfohlenen Dosierung ausschlaggebend.
Die Verwendung von Dosierautomaten ist der händischen Applikation vorzuziehen, da so die Wirkung deutlich verbessert werden kann. Flüssige Produkte lassen sich deutlich besser im Siliergut verteilen als Pulver oder Granulat.
Autor: Landberatung Grafschaft Hoya e.V.
10.05.2023