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Eine weltweit neuartige Viruserkrankung (Pandemie) bringt die Weltwirtschaft ins Wanken – Die Landwirtschaft als elementarer Teil des Ganzen ist nicht ausgenommen.

LU Harburg e. V.

Eine massenhafte Erkrankung von Menschen mit den zugehörigen Vorsorgemaßnahmen führt zu erheblich reduzierten Wirtschaftsaktivitäten. Damit einher geht eine Verringerung des Einsatzes von Rohstoffen mit der Folge von Preissenkungen in diesem Sektor.

Zentrale Bedeutung hat die Energie in diesem Zusammenhang. Weltweit heißt das in 1. Linie Rohöl. Ein erheblich fallender Rohölbedarf führt in Krisenzeiten erfahrungsgemäß zu einem rigorosen Preisverfall. Die Kurse sind von knapp 70 $ je Barrel auf etwas über 30 $ gefallen. Diese Entwicklung wird in den Kraftstoffpreisen weitergegeben. Davon werden auch die Biokraftstoffkurse in Mitleidenschaft gezogen.

Biodiesel wird überwiegend aus pflanzlichen Ölen hergestellt. Auf Weltebene dominiert dabei das preiswerte Palmöl noch vor dem Sojaöl und Rapsöl. Aufgrund der weitreichenden Austauschbarkeit untereinander werden in der Preiskonkurrenz sämtliche Rohstoffe dieser Branche in Mitleidenschaft gezogen. Der Rapspreis an der Pariser Börse ist vom Höchstwert 420 auf 355 €/t zur Lieferung im Mai 2020 gefallen. Dabei spielt die knappe Rapsversorgung nur noch eine untergeordnete Rolle

Bioethanol wird in 1. Linie aus (Rohr)Zucker (Schwerpunkt Brasilien) und (Mais)Stärke (Schwerpunkt USA) gewonnen. Die auf Erholungskurs befindlichen Zuckerpreise (infolge des Produktionseinbruchs in Thailand) haben wieder einen kräftigen Dämpfer erhalten. Die Maiskurse in den USA haben um 18 % nachgegeben.

Die zur Vermeidung der weiteren Krankheitsausbreitung vorgenommen Sperrmaßnahmen führen zu einer starken Beeinträchtigung des internationalen Handels. Zulieferprodukte sind ebenso betroffen wie Fertigprodukte. Der gestörte Handelsverkehr führt zu einer weiteren Verschärfung des Wirtschaftsrückganges und betrifft alle international gehandelten Waren.

Die Kurssenkungen an den Börsen haben auch auf niedrigere Erzeugerpreise durchgeschlagen. Die Weizenpreise in Norddeutschland sind um fast 10 €/t zurückgefallen. Dagegen haben die Gersten- und Maispreise vergleichsweise wenig nachgegeben.

Im Schweinefleischsektor werden die Auswirkungen der Transporteinschränkungen gleich an zwei Beispielen deutlich sichtbar. Die Lieferungen aus mehreren EU-Ländern mit Schwerpunkt Deutschland in das unterversorgte Italien sind weitgehend gestoppt. Sperrmaßnahmen in Italien und Österreich schränken den Warenabfluß erheblich ein. Der Absatzstau führt zu steigenden Vorräten in den kostspieligen Kühlhäusern der Lieferregionen. Preissenkungen sind die Folge. Mittlerweile haben eine Vielzahl von weiteren Ländern Sperrungen verschiedener Art an ihren Grenzen vorgenommen.
Im weltweiten Maßstab fehlen die Kühlcontainer für eine neue Beschickung, die vorrangig in den chinesischen Importhäfen nicht abgefertigt wurden. In den USA bleiben die aktuellen Erzeugerpreise für Schweine auf unverändert niedrigem Niveau von 1 €/kg, aber die Terminkurse für die nächsten Monate sind erheblich gefallen. Zum Jahreswechsel wurden für Apr.-20- Lieferungen noch 1,55 €/kg gehandelt. Jetzt liegen die Kurse bei 1,11 €/kg.

Im Rindfleischbereich sind ähnliche Preisentwicklungen zu beobachten. In den USA haben die Rinderpreise innerhalb kurzer Zeit um 20 % nachgegeben. Auch in Norddeutschland pendeln die Notierungen für R-3-Bullen in jüngster Zeit von über 3,70 auf 3,63 €/kg zurück.

Das öffentliche Leben fällt in eine Art von „Sonntagsruhe“. Damit verbunden ist häufig ein Konsumrückgang. Dieser Effekt wird durch vorübergehende Hamsterkäufe teilweise wieder überlagert, aber es handelt sich dabei überwiegend um haltbare weniger hoch veredelte Produkte. Leere Regale in den Supermärkten werden meistens recht schnell wieder nachgefüllt.

Das größte Problem ist die Unsicherheit darüber, wie lange dieser Zustand anhalten wird. Wirken die ergriffenen Maßnahmen? Wann sind Medikamente verfügbar? Gibt es wieder Rückschläge? Wie lange braucht es, wieder in den normalen Alltagsablauf zurückzukehren?

Der Deutsche Raiffeisenverband (DRV) wagt eine erste Prognose zur deutschen Getreideernte 2020. Grundlage sind die Feststellungen des Statistischen Bundesamtes zu den Anbauverhältnissen der Wintersaaten und Schätzungen der Restfläche für die Sommersaaten. Die Ertragsannahmen basieren auf den trendmäßigen Hochrechnungen im mehrjährigen Durchschnitt.

Der Weizenanbaufläche ist nach den Ermittlungen des Bundesamtes um 6,1 % rückläufig. Dagegen soll der Roggenanbau um 5,4 % wieder zugelegt haben. Triticale fällt um 3,9 % zurück. Dafür soll der Maisanbau um 6,7 % zunehmen. Gerste verändert sich mit -0,7 % recht wenig.

Der bundesdeutsche Flächenertrag soll mit 72,7 dt/ha im Mittel aller Getreidearten um 4,6 % zum Vorjahr größer ausfallen. Beim Weizen wird mit 78 dt/ha +5,2 %) gerechnet, Roggen soll 56 dt/ha (+10,3%) liefern. Die Wintergerste wird ertraglich auf 73,1 dt/ha (+1,3%) geschätzt. Der K.- Mais soll knapp durchschnittliche 92,6 dt/ha (+5,1%) bringen.
Die Ertragsannahmen unterliegen jedoch noch erheblichen Risiken im weiteren Verlauf des Jahres.

Die Gesamternte wird auf 45,15 Mio. t geschätzt und liegt im mehrjährigen Durchschnitt. Verglichen mit dem 5-Jahresmittel wird mit 4 % weniger Weizen, aber jeweils rd. 7 % mehr Gerste und Mais gerechnet.

Mit gleicher Vorgehensweise hat der DRV auch die deutsche Rapsernte 2020 prognostiziert. Die Anbaufläche ist zwar um rd. 100.000 ha zum Vorjahr höher auf rd. 952.000 ha ausgefallen, bleibt aber immer noch weit unter dem mehrjährigen Durchschnitt früherer Jahre. Die Ertragsannahmen im bundesdeutschen Durchschnitt von 36,1 dt/ha bewegen sich im mehrjährigen Mittelfeld.

Die gesamte Rapsernte soll um 22 % zum Vorjahr auf 3,44 Mio. t steigen. Damit bleibt das Ergebnis zu früheren durchschnittlichen Ernten von 4, 5 Mio. t erheblich zurück. Raps bleibt knapp; die Rapspreise werden aber stärker von den Konkurrenzprodukten bestimmt.

(Auszüge aus dem Rundschreiben vom 16.03.2020)

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