Kartoffeln in der Rinderfütterung

Aktuell stehen aufgrund hoher Erntemengen und rückläufiger Nachfrage viele Kartoffeln zur Verfügung. Für Rinderhalter kann es sich lohnen, die energiereiche Knolle in der Milchvieh- oder Bullenmastfütterung einzusetzen. Voraussetzung ist eine einwandfreie Qualität: Die Knollen müssen sauber sein und dürfen weder angefault noch grün oder stark gekeimt sein (Gefahr von Solanin). Zudem sollten sie zerkleinert werden, um Futterselektion und Unruhe im Stall zu vermeiden.

Kartoffeln enthalten rund 22 % Trockenmasse und liefern 8,4 MJ NEL bzw. 13,1 MJ ME pro kg TM. Eiweiß-, Stärke- und Energiegehalt sind mit Körnermais vergleichbar. Da die ruminale N-Bilanz negativ ist, ist eine Eiweißergänzung notwendig. Aufgrund des sehr geringen Rohfasergehaltes (27 g/kg TM) ist auf eine ausreichende Strukturversorgung in der Ration zu achten. Vorteilhaft ist, dass Kartoffelstärke langsamer abgebaut wird als Getreidestärke. Rund 30 % gelten als beständig und gelangen in den Dünndarm – ein Pluspunkt besonders für hochleistende Milchkühe.

Nach der Eingewöhnung können laktierende Milchkühe bis zu 10 kg Kartoffeln pro Tag erhalten. Niedrigleistende und trockenstehende Kühe sollten deutlich weniger bekommen, um Verfettungen zu vermeiden. Die Einsatzmenge hängt von der Rationsgestaltung ab: Je höher der Anteil an Grassilage, desto mehr Kartoffeln sind möglich; bei maisbetonten Rationen entsprechend weniger. Auch in der Bullenmast sind bis zu 10 kg je Tier in Kombination mit Maissilage üblich, in der Endmast mit Grassilage können mehr als 20 kg pro Tier und Tag eingesetzt werden. Als Orientierung gelten 3 kg Kartoffeln je 100 kg Lebendgewicht.

Ob sich der Einsatz lohnt, hängt vom Zukaufspreis im Vergleich zu den Kosten der zu ersetzenden Futtermittel ab. Für Lagerung, Nährstoffschwankungen und zusätzlichen Arbeitsaufwand sollten Risikoabschläge von 20–30 % einkalkuliert werden. Die Kartoffel kann einen positiven Einfluss auf die Versorgung der Tiere und damit auch die Milchinhaltsstoffe haben. Massgebend dabei bleiben Futterhygiene, Rationsberechnung und Rationskontrolle.

 

07.10.2025

Stader Beratungsringe e.V.

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