Mortellaro zählt zu den häufigsten und wirtschaftlich relevantesten Klauenerkrankungen. Verursacht wird sie durch Treponema-Bakterien, die über kleinste Hautverletzungen – meist im Ballenbereich oder Zwischenklauenspalt – eindringen. Die Erreger können sich in tiefere Hautschichten zurückziehen und dort inaktiv überdauern, was wiederkehrende Infektionen erklärt. Die Erkrankungsanfälligkeit und der Verlauf sind tierindividuell – einige Kühe bleiben unauffällig, andere zeigen wiederholt Läsionen.
Die Gefährdung durch Stress, etwa durch Haltungsbedingungen, soziale Rangordnung oder Infektionsdruck hat einen hohen Einfluss auf die Tiere. Der Stress schwächt das Immunsystem und die Erkrankung bricht aus. Schmerzen durch die Läsionen führen zu verminderter Futteraufnahme und längeren Liegezeiten – ein Teufelskreis entsteht, der langfristig Milchleistung und Brunstverhalten beeinträchtigt.
Die typischen Veränderungen treten zwar gehäuft am Ballen der Hinterklauen auf, betreffen aber auch Zwischenklauenspalt, Kronsaum oder Afterklauen. In schweren Fällen dringen die Entzündungen bis in die Gelenkkapsel vor und verursachen dort massive Schäden. In Beständen mit unzureichender Mortellaro-Behandlung kommt es infolge von Fehlbelastungen häufig auch zu weiteren Klauenerkrankungen wie Sohlengeschwüren.
Eine frühzeitige Erkennung ist entscheidend für eine erfolgreiche Behandlung. Anzeichen sind Trippeln, das Abstellen der Gliedmaße auf der Klauenspitze, vermehrtes Liegen oder eine veränderte Fortbewegung. Für die Praxis genügt eine grobe Einteilung in „unauffällig“, „auffällig“ und „Verdachtsfall“ (mit Kontrolle nach zwei Tagen). Wird mit der Behandlung zu lange gewartet, wandern die Erreger tiefer ins Gewebe – die Therapie wird aufwendiger, und das Rückfallrisiko steigt. Ein schneller Eingriff mit einem 3-Tage-Verband mit z. B. Tetracyclinspray und Novaderma ist meist ausreichend. Das reine Einsprühen der Läsion ohne Verband zeigt dagegen keinen nachhaltigen Effekt. Bei tiefen Läsionen oder deutlichen Fehlbelastungen ist zusätzlich ein entzündungshemmendes Schmerzmittel empfehlenswert, um den Haltungsapparat und die gesunde Klaue zu entlasten.
Eine gezielte Vorbeuge setzt an mehreren Punkten an: Trockene Lauf- und Liegeflächen, wöchentliche Lahmheitskontrollen und frühzeitige Behandlungen sind zentrale Maßnahmen im Herdenmanagement. Durch die Fütterung verursachte Stoffwechselstörungen wie Azidose oder Ketose begünstigen lokale Entzündungen und erhöhen das Risiko eines Mortellaroausbruchs. Auch die Klauenform spielt eine Rolle: Eine hohe Ballenhöhe schützt vor Nässe und Schmutz. Die Klauenpflege sollte regelmäßig, mit geringem Abtrag und ausschneiden der Hohlkehlung erfolgen – besser häufig und schonend als selten und radikal. Zwar verhindert Klauenpflege Mortellaro nicht allein, sie trägt aber wesentlich zur Kontrolle bei.
Ein funktionierendes Klauenbad ist ein weiterer wichtiger Baustein. Möglich sind mobile Wannen, automatische Systeme oder Klauenmatten. Entscheidend sind die korrekte Wirkstoffdosierung und ein regelmäßiger Wechsel der Lösung bei Klauenbädern – spätestens nach 60 bis 80 Tieren. Nur die Kombination aus gezielter Behandlung und konsequenter Prophylaxe kann das Infektionsniveau langfristig senken.
07.10.2025