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Winterzeit ist Werkstattzeit – Sicher und gesund arbeiten in der Werkstatt

Sägen kreischen, Späne fliegen, Funken stieben durch die Luft. Jeder Handgriff muss sitzen, wenn in der Werkstatt gearbeitet wird. Präventionsexperte Robert Strixner von der Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (SVLFG) gibt Tipps, wie die Arbeit sicher wird und auch der Gesundheitsschutz nicht zu kurz kommt.

„Vor allem, wenn es darum geht, Maschinen und Geräte instand zu halten, braucht es Erfahrung und eine fundierte Ausbildung“, benennt Strixner zwei Grundvoraussetzungen für unfallfreies Arbeiten in der Werkstatt. Der SVLFG-Präventionsfachmann ist froh darüber, dass sich der Ausbildungsstand der land- und forstwirtschaftlichen Unternehmer kontinuierlich verbessert. Unverzichtbar ist darüber hinaus auch der Blick in die Bedienungsanleitungen der Werkstattgeräte und – falls vorhanden – in die Wartungs- und Reparaturanleitungen der Geräte, die repariert werden sollen. „Diese Herstellerangaben sind verbindlich“, betont er. Sicherheitsrelevante Arbeiten, etwa an Bremsen, dürfen nur von autorisiertem Personal, zum Beispiel in Fachwerkstätten, durchgeführt werden.

Gute Organisation und eine aufgeräumte Werkstatt
Ungeplante Arbeitsunterbrechungen, zum Beispiel weil ein wichtiges Teil fehlt oder man den passenden Schraubendreher nicht zur Hand hat, sind potenziell gefährlich. Unterbrechungen der Arbeitsabläufe machen unkonzentriert, wichtige Arbeitsschritte werden vergessen. Drängen dann bereits andere Termine, wird die Zeit knapp und Bewegungen werden fahrig. „In jedem Fall steigt das Unfallrisiko. Wenn Arbeiten unter solchen Umständen weniger sorgfältig ausgeführt werden, kann es zudem zu Folgeunfällen kommen“, erklärt Strixner. Ein weiteres Problem: Wer seinen Arbeitsplatz plötzlich verlassen muss, lässt unter Umständen Gefahrenstellen für Dritte ungesichert zurück. Daher ist es umso wichtiger, die Arbeit vor Beginn ordentlich durchzuplanen und das Werkzeug sowie Ersatzteile griffbereit in der Nähe zu haben. „Achten Sie auch auf eine ausreichende Beleuchtung. Ein heller Arbeitsplatz macht die Arbeit sicherer.“

Richtige PSA nutzen
Besonderes Augenmerk legt Strixner auf die passende Persönliche Schutzausrüstung (PSA): Schnitthemmende Handschuhe, Augenschutz, Gehörschutz und gegebenenfalls Atemschutz sind genauso wichtig wie gutes, passendes Werkzeug. Die Bedienungsanleitung und die Sicherheitshinweise der Hersteller von Maschinen und Geräten geben Auskunft, welche PSA erforderlich ist.

Arbeiten mit Trennschleifern
Arbeiten mit Trennschleifern gehört zu den Königsdisziplinen. Besondere Sorgfalt bei der Arbeit und ein fundiertes Know-how sind hier Pflicht. Unfälle im Zusammenhang mit Trennschleifern verlaufen in der Regel sehr schwer. Die größte Gefahr geht von fehlenden Schutzeinrichtungen am Trennschleifer sowie von verkanteten, brechenden Trennscheiben aus. „Wenn Trennscheiben brechen, fliegen die Teile wie kleine Geschosse davon“, warnt Strixner. Treffen sie Personen, besteht Lebensgefahr. Der SVLFG-Mitarbeiter erinnert sich an einen solchen Unfall. „Das Segment der gebrochenen Scheibe traf den Landwirt unglücklich am Oberschenkel. Er verstarb an der Verletzung.“ Intakte, zur Drehzahl der Maschine passende Trennscheiben, machen die Arbeit mit der Flex sicherer. „Entsorgen Sie verschlissene Scheiben sofort, verwenden Sie heruntergeschliffenen Scheiben keinesfalls auf kleineren Maschinen weiter“, betont der Fachmann. Zum Bruch der Trennscheiben kommt es zum Beispiel, wenn Werkstücke beim Flexen nicht sicher fixiert sind und sich während der Arbeit unbeabsichtigt bewegen. „Deshalb ist es wichtig, auch schwere Gegenstände, wie zum Beispiel Stützräder von Anhängern, sicher zu fixieren“, betont Strixner. Freihändig ausgeführte Flexarbeiten müssen mit äußerster Vorsicht durchgeführt werden. Obligatorisch sind bei der Arbeit Schutzbrille, Gehörschutz und stabile, nicht brennbare Kleidung. Handschuhe mit Schnittschutz ergänzen die PSA sinnvoll.

Intakte Elektrik lebenswichtig

Elektrische Geräte erfordern intakte Zuleitungen und Steckdosen, sowie einen Fehlerstromschutzschalter (FI-Schalter) im Verteilerkasten. Der FI-Schalter muss einen Auslösestrom vom 30 mA aufweisen und sollte monatlich mit der Prüftaste ausgelöst werden. „Durch die regelmäßigen Prüfungen wird verhindert, dass der Schalter durch Staub und Luftfeuchtigkeit verklebt. Nur so kann er im Ernstfall schützen“, erklärt der Präventionsberater. Vor jedem Einsatz gilt: Alle elektrischen Werkzeuge und Geräte auf äußere Mängel kontrollieren. Schadhafte Geräte müssen vor dem Einsatz durch eine Elektrofachkraft repariert oder ausgesondert werden. Der Betriebsunternehmer muss zudem alle ortsveränderlichen Betriebsmittel jährlich durch eine Elektrofachkraft überprüfen lassen. Für fest installierte elektrische gilt ein Prüfturnus von vier Jahren.

Schlüssel ziehen, Batterie abklemmen
Gerade bei neueren Maschinen kommt man ohne Fachwissen und Spezialwerkzeug schnell an seine Grenzen. „Seien Sie ehrlich zu sich selbst. Reichen Ihre Kenntnisse aus, Fahrzeuge oder Maschinen zu reparieren? Haben Sie das entsprechende Werkzeug?“, so Strixner. Bevor es an die Arbeit geht, gilt immer: Maschine stillsetzen, deren Stillstand abwarten und Zündschlüssel abziehen. Bei Arbeiten am Motor oder an elektrischen Bauteilen muss die Batterie, „mit der Masse zuerst“, so Strixner, abgeklemmt werden. „Kühl- und Hydraulikflüssigkeit, Lacke und Motorenöl sind Gefahrstoffe“, ergänzt Strixner. „Sie sind bei Kontakt schädlich für Haut, Augen und Atemwege. Nutzen Sie unbedingt die geeignete Persönliche Schutzausrüstung.“

Ausreichend abstützen
Müssen schwere Gegenstände angehobenen werden, besteht immer die Gefahr, dass Stützen oder Stellteile versagen. Sei es, dass Bauteile brechen, Stellteile unbeabsichtigt betätigt werden oder Kraftübertragungssysteme gestört werden. Achten Sie deshalb darauf, dass immer ausreichend mechanische Stützen vorhanden sind, vor allem, wenn Sie unter angehobenen Teilen arbeiten müssen. Sichern Sie vor Beginn der Arbeiten zudem Fahrzeuge, Maschinen und Geräte gegen Wegrollen.

Wagenheber ansetzen
Fahrzeuge oder Maschinen können mit Wagenhebern nur bis zu deren maximalen Hubleistung angehoben werden. Moderne Wagenheber haben ein Überdruckventil und sind überlastungssicher. Ihre Bedienungsanleitung gibt dazu Auskunft. Dort finden Sie auch Hinweise auf geeigneten Ansatzstellen für den Wagenheber. Der Untergrund, auf dem der Wagenheber steht, muss fest und eben sein. Auch beim Einsatz eines Wagenhebers gilt: Das angehobene Fahrzeug muss zusätzlich mechanisch abgestützt werden.

Kasten: Rad wechseln
Hilfsmittel, zum Beispiel Montagegeräte und Radwechselwagen, erleichtern den  Räderwechsel an selbstfahrenden Arbeitsmaschinen und Traktoren, machen ihn sicherer und schonen den Rücken.
Für Landwirt Werner Lauterbach aus Münchberg in Oberfranken war der Räderwechsel am Schlepper ohne Montagewagen jedes Mal zeitaufwändig, gefährlich und anstrengend. „Alleine war es gar nicht zu schaffen“, erzählt er. Hinzu kommt: Der Landwirt hat Rückenprobleme. Anheben und Positionieren der Räder waren für ihn eine große gesundheitliche Belastung. So wollte er nicht weiterarbeiten.  Lauterbach entschied sich für einen Montagewagen, der kompakt, leicht und einfach zu bedienen ist. „Der Haltebügel ist höhenverstellbar und schwenkbar. Ich kann damit große und kleinere Räder sicher montieren“, erklärt er. Das Metallgestell trägt das Gewicht der Räder zuverlässig. Vier Schwerlastrollen sorgen dafür, dass ich den Wagen leicht alleine bewegen kann. Gelenkt wird der Wagen über Metallstäbe. Gut findet Lauterbach die seitlichen Rollen, auf denen er das Rad mühelos richtig positioniert, bevor er es am Schlepper befestigt. „Ich bin froh, dass ich den Radwechsel jetzt sicher, schnell und unkompliziert alleine bewerkstelligen kann“, sagt er.
Bei Großtraktoren ist der Wechsel von Räder ohne Radwechselwagen nur schwer möglich. Abgestellte Räder sind sehr schwer. Fallen sie um oder rollen sie weg, kann das vor allem für Kinder lebensgefährlich werden. „Sichern Sie die abgeschraubten und abgestellten Räder deshalb ausreichend“, rät Strixner.

Luftdruck prüfen
Platzende Reifen oder wegfliegende Teile verursachen beim Reifenbefüllen schwere Verletzungen. „Vor allem große Reifen, zum Beispiel für Traktoren, speichern so viel Energie, dass es beim Bersten zu tödlichen Unfällen kommt“, so Strixner. Sein Rat: „Prüfen Sie vor Beginn der Arbeit Felgen und Reifen auf äußere Beschädigungen. Halten Sie beim Befüllen Abstand, nutzen Sie passende Füllschlauchverlängerungen und stellen Sie sich seitlich zum Rad.“ Selbstverständlich dürfen Reifen nicht über den zulässigen Nenndruck befüllt werden. Der Reifen muss richtig auf der Felge sitzen. Mittengeteilte Felgen bestehen aus zwei Teilen, die miteinander verschraubt sind. Werden irrtümlich, zum Beispiel beim Demontieren des Rades, die Felgenverbindungsschrauben anstatt der Radmuttern gelöst, können durch die wegfliegende Felgenhälfte Personen schwer verletzt werden.

Montagepaste verwenden
Wer Reifen selber montiert, muss dazu das geeignete Werkzeug haben und bei der Montage Montagepaste verwenden. Die Montagepaste hilft dem Reifen – über den Felgenhump – in die richtige Montageposition zu rutschen. „Halten Sie auch bei der Montage unbedingt den Reifen-Nenndruck ein und überfüllen Sie die Reifen nicht.“

Ausführliche Informationen bietet die Broschüre „Instandhaltung“. Sie steht zum kostenlosen Download unter www.svlfg.de Suchbegriff: B13 bereit.

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